1. Platz für herausragenden Patientendialog: Schmerzklinik Kiel

1. Platz für herausragenden Patientendialog: Schmerzklinik Kiel

Die Schmerzklinik Kiel hat am 14. November 2022 den bundesweit 1. Platz des Award Patientendialog im Bereich der Schwerpunktversorgung erhalten. Überreicht wurde die Auszeichnung von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach auf der Eröffnungsveranstaltung des Deutschen Krankenhaustages in Düsseldorf. Der Award Patientendialog zeichnet Krankenhäuser aus, die die Situation und Rolle von Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen durch Information, Mitwirkung und Mitentscheidung in bundesweit herausragender Weise stärken und verbessern; außerdem Kliniken, die Maßstäbe für eine werteorientierte Gesundheitsversorgung setzen und den Dialog mit Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt stellen. Über die Vergabe entschied eine prominent besetzte unabhängige Jury.

Die Schmerzklinik Kiel bekam den Award für ihre vorbildliche, umfangreiche Information und Aufklärung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzerkrankungen. Im Zentrum der Auszeichnung stehen dabei die Kommunikation und Selbsthilfearbeit im Bereich Migräne und Kopfschmerzen.

Migräne und chronische Kopfschmerzen sind die häufigsten Ursachen für chronische Schmerzprobleme des Menschen. Kopfschmerzen sind die am weitesten verbreitete Volkskrankheit. „Migräne- und Kopfschmerzpatientinnen und -patienten suchen in der Regel keine klassischen Selbsthilfegruppen auf. Ihre Schmerzen bestehen über Jahrzehnte und kosten lange Spannen der Lebenszeit. Die Betroffenen müssen mit ihrer Erkrankung die Schule besuchen, ihr Studium absolvieren, ihre berufliche Ausbildung und Laufbahn auf den Weg bringen, für ihre Familie da sein, ihre Kinder erziehen und ihre gesellschaftlichen Aufgaben erfüllen. Immer wieder treten unvorhersehbar schwere Attacken auf, die über mehrere Tage andauern können. Verabredungen, Termine und Verpflichtungen können nicht eingehalten werden. In diesem Umfeld ist es den meisten Betroffenen nicht möglich, regelmäßig örtliche Selbsthilfegruppen mit zusätzlichem Zeitaufwand zu besuchen“ erklärte Prof. Dr. Hartmut Göbel, Gründer und Chefarzt der Schmerzklinik Kiel anlässlich der Preisverleihung.

Digitaler Patient:innendialog: Selbsthilfeforum

Aus diesen Erfahrungen heraus gründete die Schmerzklinik Kiel in den vergangenen Jahren ein erstes digitales Selbsthilfeforum zur Information und Aufklärung von Migräne- und Kopfschmerzpatientinnen und -patienten. Diese digitalen Selbsthilfegruppen ermöglichen den Betroffenen, jederzeit miteinander zu kommunizieren und sich auszutauschen. Dieser bundesweite Patientendialog mit mittlerweile über 25.000 aktiven Mitgliedern vermittelt in der Selbsthilfearbeit die zeitgemäßen Grundlagen zur Vorbeugung und Behandlung von Kopfschmerzen und Migräne. Die sozialen Netzwerke werden darüber hinaus täglich bundesweit von rund 40.000 Betroffenen besucht, die sich über alle Aspekte der Selbsthilfearbeit zum Thema Migräne und Kopfschmerzen informieren. Moderiert und geleitet wird die Selbsthilfearbeit durch Bettina Frank.

Die vielen individuellen Anfragen, Hilferufe und Diskussionen moderiert die Schmerzklinik Kiel ehrenamtlich. Ermöglicht wird dadurch eine überregionale unmittelbar schnelle und effektive Inanspruchnahme einer zeitgemäßen Versorgung, die gezielt eine Verbesserung der Schmerzen anstrebt. Durch den digitalen Patientendialog wird der sozialen Isolierung entgegengewirkt. Viele Betroffene können ihre Wohnung aufgrund der schweren Schmerzerkrankung nicht mehr verlassen und sind gerade in solchen Situationen auf Kontaktaufnahme über digitale Medien angewiesen. In den letzten Jahren hat sich so der Patientendialog der Schmerzklinik Kiel bundesweit zu einer Anlaufstelle für viele sozial isolierte Patientinnen und Patienten entwickelt. Das digitale Netzwerk klärt individuell auf, bahnt Behandlungen an und setzt sich mit regionalen Schmerzzentren im ebenfalls von der Schmerzklinik Kiel organisierten bundesweiten Kopfschmerzbehandlungsnetz in Verbindung, um eine zeitgemäße Versorgung zu ermöglichen.

Migräne-App

Ein weiteres zentrales Tool im Patientendialog ist die von der Schmerzklinik Kiel in Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse entwickelte Migräne-App. Sie wird kostenlos zur Verfügung gestellt. Mittlerweile wird sie von mehr als einer halben Million Nutzerinnen und Nutzern in Deutschland eingesetzt. Die Anbindung der Migräne-App in das aktive Versorgungsgeschehen führt zu einem nachweisbaren signifikanten Nutzen für Patientinnen und Patienten und zu einem verbesserten Dialog zwischen Experten und Betroffenen. Zusätzlich erfolgt die digitale Vernetzung bundesweit durch Selbsthilfe-Communities über Facebook-Gruppen sowie die Headbook-Community, wodurch gleichzeitig eine neue digitale Form der Selbsthilfegruppenorganisation geschaffen wurde. Der Patientendialog der Schmerzklinik Kiel fokussiert auch auf die Migräne- und Kopfschmerzprävention in der Schule, an Universitäten und am Arbeitsplatz. Dafür wurden Unterrichtsmaterialien und Aufklärungsmedien entwickelt. Der Patientendialog ist maßgebliches Mittel, um Schmerzen und soziale Isolation der vielen Betroffenen zu lindern. Leid wird gelindert. Kosten werden gesenkt.

Award Patientendialog

Den Preis haben der Bundesverband Patientenfürsprecher in Krankenhäusern und der Bundesverband Beschwerdemanagement für Gesundheitseinrichtungen ins Leben gerufen. Er zeichnet seit 2018 gesundheitlich-medizinische Einrichtungen aus, die einen vorbildlichen Dialog mit Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen pflegen. Auch ein funktionierendes Beschwerdemanagement und eine gelebte, aktive Patientenfürsprache fließen in die Bewertung durch die Jury ein.

Die Schmerzklinik Kiel

Die Schmerzklinik Kiel wurde im Jahre 1997 als wissenschaftliches Modellprojekt aus der Uniklinik Kiel heraus durch Prof. Dr. Hartmut Göbel gegründet und von der AOK Schleswig-Holstein vertraglich unterstützt. Mit der Techniker Krankenkasse wurde das Konzept dann für die bundesweite Versorgung adaptiert und ein innovatives ambulant-stationäres Behandlungsnetz mit über 400 niedergelassenen Schmerztherapeuten bundesweit initiiert. Heute arbeitet die Klinik als bundesweites Zentrum im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie mit abgestimmten Behandlungsplänen und regionalen Schmerztherapeuten in Praxen und Kliniken zusammen. Unsere Klinik behandelt jährlich über 1.800 Patientinnen und Patienten vollstationär und 8000 Patientinnen und Patienten ambulant aus dem gesamten Bundesgebiet. Um die Versorgung für alle Patientinnen und Patienten bereitzustellen, erfolgte Ende 2013 die Aufnahme in den Krankenhausplan. Zusätzlich erbringt die Klinik entsprechend Versorgungsvertrag nach §§ 108 Nr. 3, 109 SGB V für die außerhalb von Schleswig-Holstein wohnenden Versicherten der Mitgliedskassen der Krankenkassenverbände akute vollstationäre Behandlung (§ 39 Abs. 1 SGB V) für die Indikationen chronische Schmerzen bei Erkrankungen des zentralen, peripheren und vegetativen Nervensystems einschließlich der Muskulatur im Rahmen neurologisch-verhaltensmedizinischer Behandlungsverfahren.

Das Behandlungskonzept konzentriert sich auf neurologische Schmerzerkrankungen wie Migräne, chronische Kopfschmerzen und andere Schmerzerkrankungen bei Erkrankungen des Nervensystems. Diese zählen zu den zehn am stärksten behindernden Leiden und gleichzeitig nach Demenz und Schlaganfall zu den drei teuersten neurologischen Erkrankungen. Traditionelle sektorale Versorgungs- und medizinische Fachgrenzen verstärken deren Chronifizierungs-Tendenz.

Kern ist die multimodale Schmerztherapie, d.h. die konsequente fachübergreifende Umsetzung des internationalen wissenschaftlichen Wissens und differenzierten Leistungsbedarfs an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten, indikationsspezifische Kooperation spezialisierter Behandler und Vernetzung. Ziel ist, Schmerzen nachhaltig zu lindern, Lebensqualität wieder aufzubauen, die Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen. Die Klinik hat mehrfach Auszeichnungen für ihr innovatives Behandlungskonzept erhalten, u.a. den Preis für die beste Umsetzung der integrierten Versorgung in Deutschland.

Das gesamte Wissen, das national und international für die Versorgung von chronischen Schmerzen verfügbar ist, wird aktuell und zukünftig den Patientinnen und Patienten unmittelbar eröffnet und dabei hochspezialisiert die Belange von Menschen mit chronischen Schmerzen berücksichtigt. Daneben gilt die Aufmerksamkeit der Erforschung von neurologischen Schmerzerkrankungen, Migräne und anderen Kopfschmerzen, um die zukünftige Behandlung weiter zu verbessern. Die Zusammenarbeit zwischen innovativen Krankenkassen, Spezialisten und Patientinnen und Patienten hat über die Regelversorgung hinaus bundesweit beispielhafte Fortschritte in der Versorgung ermöglicht. Diese müssen aufrechterhalten und ausgebaut werden. Der Patientendialog spielt dabei stets eine zentrale Rolle.

Die Schmerzklinik Kiel ist Partnerklinik von "Wir für Gesundheit".

Eingestellt von anja