Braucht es eine Krankenhausreform, Frau Leiste?

Braucht es eine Krankenhausreform, Frau Leiste?

Petra Leiste ist Vorsitzende der Landesgruppe Berlin/Brandenburg beim Verband der Krankenhausdirektoren Deutschland e.V. sowie Verwaltungsdirektorin der GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH - Partnerklinik von "Wir für Gesundheit". Wir haben ihr einige Fragen zu aktuellen krankenhauspolitischen Situation in Deutschland gestellt.

Brauchen wir eine Krankenhausreform? Wenn ja, warum?

Eine Krankenhausreform, mit dem Ziel nachhaltig leistungsfähige Strukturen zu sichern, kann meinerseits nur begrüßt werden. Es ist dabei auf jeden Fall zu beachten, dass eine grundlegende Reform der Krankenhausvergütung die flächendeckende medizinische Versorgung im ländlichen Raum gefährden würde und daher umfassend angepasst werden muss. Die Krankenhausplanung ist Ländersache und muss den entsprechenden Bedürfnissen gerecht werden. Das Ziel ist immer, die ambulante und stationäre Versorgung so optimal miteinander zu vernetzen, dass der Patient im Bedarfsfall eine optimale Versorgung erhält. Die wohnortnahe Erreichbarkeit muss unbedingt gesichert werden und Spezialversorgung darf nicht allein auf große Ballungsgebiete bezogen werden. Hier muss es dem Patienten möglich sein diese Leistung ebenso zu bekommen. Die Erreichbarkeit im ländlichen Raum sollte generell ein wichtiges Kriterium sein, ebenso die Qualitätsstrukturen, die jeweils vorzuhalten sind. Bei der Krankenhausreform muss ebenso die Investitionsförderung betrachtet werden. Die derzeitigen Überlegungen zur Reform sind leider ohne die Praktiker aus den Krankenhäusern formuliert worden. Die Beteiligung der Träger ist ebenso nicht erfolgt, was aus unserer Sicht ein großer Mangel ist. Im weiteren Prozess müssten genau diese Beteiligten mit angehört werden und deren Informationen und Änderungen ergänzt werden.

Was braucht es, um eine sektorübergreifende Versorgung zu etablieren?

Die Mehrheit der Patienten begrüßt die Ambulantisierung wenn diese möglich ist und die Nachsorge entsprechend geklärt wird. Der ländliche Raum ist hierbei besonders gefordert. Aus dieser Sicht muss nochmal konkretisiert werden, was die derzeit sogenannte sektorübergreifende Grenze vorschreibt. Die Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle in der Vernetzung zwischen den Ärzten und dem ambulanten Bereich. Die derzeitigen Hürden sind noch hoch, aber wir sind auf einem guten Weg. Alle Krankenhäuser haben die entsprechenden Förderungen nach dem Krankenhauszukunftsfonds (KHZF) beantragt. Es gibt nicht genügend Anbieter auf dem Markt, die diese Leistungen entsprechend vertraglich umsetzen können. Die Firmen können eine schnelle Realisierung nicht gewähren, da es Alleinstellungsmerkmale im Krankenhausbereich gibt, die für ca. 1.900 Krankenhäuser umgesetzt werden müssten. Hierbei müssen Grenzen überwunden werden, um die Voraussetzung für eine moderne Versorgung der Bevölkerung zu schaffen. Wir gehen davon aus, dass die Zukunft auch ein Gewinn für die Menschen sein kann. Die Abstimmung zwischen der ambulanten Krankenversorgung und den Krankenhäusern muss diesbezüglich angepasst werden und aufeinander abgestimmt sein.

Inwiefern ist eine wohnortnahe Versorgung in Brandenburg umgesetzt bzw. umsetzbar und wie erleben Sie das in Ihrem Haus in Eberswalde? Wie groß ist in etwa Ihr Einzugsgebiet?

Die wohnortnahe Versorgung in Brandenburg ist durch die Anbieter derzeit optimal ausgerichtet. Bereits seit Jahren wurde in Brandenburg daran gearbeitet, entsprechende Krankenhäuser oder ambulante Einrichtungen vorzuhalten, um die Versorgung in Brandenburg entsprechend der Bevölkerung abzusichern. Das Ministerium hat diese Aufgabe wahrgenommen und zusammen mit allen Anbietern in allen Regionen umgesetzt. Im Landkreis Barnim, im Landkreis Uckermark und in der Stadt Eberswalde sind Einrichtungen der GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH, die diese Aufgabe erfüllen.

Unsererseits wird alles darangesetzt, dass auch weiterhin entsprechend den Bedarfen an die medizinische Versorgung angepasst wird. Es ist besonders schwierig alle Leistungen, die von der Bevölkerung benötigt werden, vor zu halten. Beispiele dafür sind die Geburtshilfe, die Neonatologie und die HNO. Diese Beispiele haben andere Krankenhausträger bereits aus ihrem Leistungsangebot entfernt. Von Eberswalde bis zur Ostsee besteht keine Möglichkeit mehr Kinder in dem Bereich der Neonatologie zu behandeln, da die Zulassung entsprechend aberkannt wurde. Das ist ein typisches Beispiel für Bürokratie, die zum Nachteil des Patienten angewandt wurde.

Die GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH hält 4 Krankenhäuser der Grund- und Schwerpunktversorgung und 1 Fachkrankenhaus für Neurologie, also insgesamt 5, vor.

Weiterhin gibt es eine ambulante und stationäre Rehabilitationsklinik. Wir haben 6 MVZ´s an 9 Standorten mit 27 Praxen, 1 ambulanten Pflegedienst und 2 Servicegesellschaften.

Insgesamt 975 vollstationäre Betten, 182 Reha-Betten und 210 Tagesklinische Plätze. Im Jahr 2022 wurden 34.008 voll- und teilstationäre Fälle behandelt. 62.689 ambulante Fälle in den Krankenhäusern und 16.523 ambulante Reha- Behandlungen. 89.957 vollstationäre psychiatrische Behandlungstage und 54.548 vollstationäre Behandlungstage in der Rehabilitation. Der Gesamtumsatz in der GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH beträgt ca. 300 Millionen €. Wir sind der größte Arbeitgeber im Norden Brandenburgs und haben derzeit 3658 Mitarbeiter.

Das Einzugsgebiet bezieht sich auf den Landkreis Barnim, den Landkreis Uckermark und in die Stadt Eberswalde und umfasst ca. 310.000 Einwohner.

Wie erleben Sie den Fachkräftemangel und wie begegnen Sie ihm?

Der Fachkräftemangel ist in allen Bereichen der GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH spürbar. Unser Unternehmen hat ein eigenes Karriereportal entwickelt und versucht über diesen Weg die Vorteile an den interessierten Mitarbeiter zu vermitteln. Es gibt zahlreiche Benefits in unserem Unternehmen, die in anderen Krankenhäusern so nicht vorgehalten werden. Gleichzeitig wird versucht den Bewerbern und deren privaten Situationen gerecht zu werden, so zum Beispiel bei Familien mit kleinen Kindern die Arbeitszeit entsprechend anzupassen. Auch der Bedarf an Teilzeitarbeitsplätzen wird unsererseits umgesetzt, sofern es den betrieblichen Belangen nicht im Wege steht. Ebenso wird das Mobile Arbeiten vorgehalten, welches besonders im Verwaltungsbereich angewandt wird.

Weiterhin bilden wir insgesamt 17 Ausbildungsberufe aus. Die entsprechenden Mitarbeiter erhalten von uns nach erfolgreicher bestandener Prüfung ein Angebot zur Übernahme. Auch im Bereich der Verwaltung werden zukünftig mehr digitale Projekte integriert, die dadurch vielleicht den ein oder anderen Arbeitsplatz mit ergänzen können und somit den Fachkräftemangel entsprechend entgegenwirken können. Es werden „Schnuppertage“ zum Kennenlernen genutzt, um persönliche Bindungen aufzubauen.

Eingestellt von anja