Immer weniger Intensivbetten in Deutschen Krankenhäusern

Immer weniger Intensivbetten in Deutschen Krankenhäusern

Weil Personal fehlt und die Arbeitsbelastung in den letzten Jahren immer größer wurde, gibt es in Deutschland auch immer weniger Behandlungskapazität auf Intensivstationen. Geht Intensivmedizin auch digital?

Das DIVI-Intensivregister erfasst täglich die freien und belegten Behandlungskapazitäten in der Intensivmedizin von rund 1.300 deutschen Akutkrankenhäusern. Eingeführt wurde das Register zu Beginn der Corona-Pandemie. Im Laufe derer die Zahl der freien Betten – beziehungsweise die Behandlungskapazitäten – ein wichtiges Kriterium für die zu ergreifenden Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus waren.

Obwohl Deutschland europaweit eines der Länder ist, das intensivmedizinisch am besten ausgestattet ist, kam es seit der Pandemie immer wieder zu besorgniserregenden Meldungen über die Intensivpflegekapazitäten. Diese bezog sich zuletzt vor allem auf den Fachkräftemangel („Fachkräftemangel reißt Lücke in Bettenversorgung“, statista 12/2021).

Prof. Christian Storm hat 2020 gemeinsam mit David Barg TCC – Telehealth Competence Center gegründet, ein HealthTech-Startup, das Intensivstationen in Krankenhäusern digital und aus der Ferne betreut. Dabei werden Krankenhäuser mit der TCC-Hard- und Software ausgerüstet und die Ärzt:innen und das Pflegepersonal mit höchster fach- und intensivmedizinischer Qualität beraten.

Im Interview mit Welt der Wunder sagt Prof. Storm: „Aktuell betreuen wir 50 Betten, sind aber mit weiteren Kliniken im Gespräch. Und es ist ein sehr gutes Gefühl, wenn wir bei einem Kunden auf der Intensivstation sind, und die Ärzte und Pflegekräfte sagen, dass unsere Arbeit sie entlastet und dass auch die Patienten davon profitieren.“

Prof. Storm war viele Jahre selbst Intensivmediziner und hat im Johns Hopkins Hospital in Baltimore Teleintensivmedizin kennengelernt. „Dieses Competence-Center konnte die Sterblichkeit auf den Stationen der kleineren Krankenhäuser um 30 Prozent reduzieren und auch die Liegedauer um etwa 25 Prozent kürzen“, so Storm weiter.

Weil der Druck und die Arbeitsbelastung auf Intensivstationen erheblich ist, entscheiden sich immer mehr Intensivmediziner:innen und -pfleger:innen, ihre Jobs zu verlassen. Während Ende 2020 noch 27.170 betreibbare Intensivbetten für erwachsene Patienten gemeldet wurden, waren es ein Jahr später 5.000 weniger: 22.170 (DIVI). Damit wird die Pflege bald „selbst zum Pflegefall“ – wie PWC eine aktuelle Studie zum Fachkräftemangel im Gesundheitswesen betitelt.

TCC ersetzt sicher keine Intensivstation. Aber es unterstützt fachkundig aus der Ferne, wenn erfahrenes Personal fehlt. „Der Anfänger macht erst einmal viele teure Untersuchungen und kommt trotzdem nicht unbedingt auf das Problem, und wie er es behandeln muss. Der erfahre­ne Intensivmediziner kann möglicher­weise auf den ersten Blick oder mit we­nigen Untersuchungen erkennen, was zu tun ist. Und das ist gerade da, wo es oft um Minuten geht, extrem wichtig“, so Prof. Storm.

Interview mit Prof. Christian Storm „Wie überwacht man 1000 Intensivbetten?“

tcc-clinicalsolutions.de

Eingestellt von anja