Neue, alte Normalität,…oder?

Neue, alte Normalität,…oder?

Nach über zwei Jahren pandemischer Ausnahmesituation begeben wir uns mit dem erwachenden Frühling langsam auf den Weg zurück in die Normalität. Ob wir aber unsere Erfahrungen der letzten beiden Jahre ebenso abschütteln können wie das letzte bisschen Grau des Winters ist fraglich und hängt in hohem Maße davon ab, wie wir die Pandemie erlebt haben. Das gilt für den privaten Bereich ebenso wie für das Berufsleben.

So vermeldet die AOK in ihrem Fehlzeitenreport 2021 einen Zusammenhang von individueller Resilienz und dem Auftreten von psychosomatischen Beschwerden. In Unternehmen, in denen die Beschäftigten eine hohe Anpassungsfähigkeit und eine flexible Unterstützung erlebt haben, in denen die Führungskräfte motivierend und ein positives Arbeitsklima wahrgenommen wurde, traten deutlich weniger psychosomatische Beschwerden bei den Arbeitnehmer:innen auf.

Gut belegt ist in zahlreichen Studien mittlerweile auch der negative Effekt der Pandemie auf psychisch bereits vorbelastete Menschen. Die Angst vor Infektion, die gesellschaftliche Isolation und wirtschaftliche Existenzängste haben zu einem Anstieg psychischer Erkrankungen beigetragen. Depressive Symptome und Ängstlichkeit gehören laut RKI zu den häufigsten Begleitsymptomen einer Long-Covid-Erkrankung. Die dauerhafte Arbeit im Home Office, die damit verbundenen fließenden Grenzen von Beruf und Privatem sowie der oft damit einhergehende Bewegungsmangel fordern ebenfalls ihren Tribut. Weltweit befürchten Unternehmen daher einen massiven Einbruch der Mitarbeiterproduktivität, so die Risk Outlook Erhebung aus 75 Ländern des Sicherheits- und Assistance-Anbieters SOS. Umso mehr, da psychische Erkrankungen mit langen Krankheitszeiten und frühzeitigen Erwerbsunfähigkeitsrenten einhergehen.

Doch was können Arbeitgeber tun, um ihren Mitarbeitenden durch diese nächste Phase zu helfen? Die Privatklinik Dr. Amelung in Königstein bietet seit einiger Zeit eine spezielle Sprechstunde für Ratsuchende in der Corona-Pandemie an und kennt daher die Problematik vieler Arbeitnehmer:innen. Dr. Joerg Unger, einer der beiden Chefärzte der Klinik erläutert, „dass ein Grundproblem in der nach wie vor bestehenden Stigmatisierung psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft, insbesondere im beruflichen Kontext liegt. Während Knochenbrüche und Herzinfarkte anerkannte Ausfallursachen darstellen, müssen psychisch Erkrankte immer noch negative Folgen befürchten, wenn ihre Erkrankung bekannt wird. Das führt dazu, dass eine notwendige Behandlung häufig erst später als möglich in die Wege geleitet wird und wertvolle Zeit verloren geht. Dabei lassen sich gerade Depression und Angsterkrankung heute sehr wirksam behandeln, wenn Maßnahmen frühzeitig einsetzen,“ so der Experte.

Firmen sollten daher Präventions-Programme zum rechtzeitigen Erkennen und zum professionellen Umgang mit psychischen Belastungen in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement integrieren und Führungskräfte entsprechend schulen. Dr. med. Florian N. Brandt, ebenfalls Chefarzt der Klinik, betont: „Das ist in der jetzt anstehenden Phase des erneuten Umbruchs besonders wichtig. Viele Mitarbeitende haben die letzten beiden Jahre ausschließlich im Home Office verbracht. Für sie ist die Arbeit von zuhause aus zu einer neuen Normalität geworden und nicht jedem fällt der Wechsel zurück in ein Präsenzarbeitsleben leicht“. Genauso haben viele Menschen unter der Heimarbeit und der damit einhergehenden Isolation bei gleichzeitig steigender Termindichte und fließenden Grenzen gelitten. Für alle gilt, dass der Arbeitgeber wachsam auf Anzeichen psychischer Belastungen achten und frühzeitig Gespräche einleiten sollte. Ein Ignorieren dieser Warnzeichen verschiebt die Problematik nur und führt gegebenenfalls in der Folge zu einer Verlängerung der Ausfallzeiten.

Folgende Schritte können nach Ansicht der beiden Chefärzte dazu beitragen, psychische Belastungen der Mitarbeitenden zu erkennen und notwendige Hilfsangebote zu vermitteln:

  1. Beenden Sie die gesellschaftliche Stigmatisierung psychischer Gesundheit in Ihrem Unternehmen. Machen Sie psychische Gesundheit zu einem Bestandteil Ihrer Mitarbeiterkommunikation.
  2. Schulen Sie sich, Ihre Führungskräfte und Mitarbeitende im Umgang mit psychischen Belastungen bei anderen. Das fördert die interkollegiale Wachsamkeit und Akzeptanz. Ungeschulte sind meist gehemmt, Kolleg:innen auf ein vermutetes Problem anzusprechen. Aber gerade dies ist notwendig, denn „Betroffene von Kollegen und Führungskräften wollen auf ihre Erkrankung angesprochen werden – aus eigenem Antrieb schaffen sie das oft nicht“, weiß Armin Rösl, Sprecher der Deutschen Depressionsliga
  3. Binden Sie im Rahmen Ihres BGM externe Hilfe ein. Inzwischen gibt es beispielsweise niederschwellige digitale Lösungen mit App-basierten Achtsamkeitstrainings. Auch der Zugang zu Expert:innen wird u.a. über Online-Terminen mit Therapeut:innen und Fachärzt:innen erleichtert.

Eine offene Fehlerkultur, eine hohe Flexibilität im Krisenmanagement, ein professioneller Umgang mit psychischen Beschwerden und niederschwellige Präventionsmaßnahmen tragen wesentlich zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und einem niedrigeren Krankenstand bei, so abschließend Dr. med. Joerg Unger.

Sie haben Beratungs­bedarf zu den psychischen Folgen der Corona-Krise oder anderen Aspekten der seelischen Gesundheit?
Vereinbaren Sie einen persönlichen Gesprächstermin mit den leitenden Ärzten der Privatklinik Dr. Amelung in Königstein unter 06174 298 110

 

Ansprechpartnerin bei Rückfragen:

Nina Nowotny
nowotny@klinik-amelung.de
06174 298 113

 

Dies ist ein Beitrag der Privatklinik Dr. Amelung in Königstein, die Partnerklinik im Netzwerk „Wir für Gesundheit“ ist.

Eingestellt von anja